Nightfever: Die Zukunft der katholischen Jugendgottesdienste

Am vergangenen Samstag fand das zweite Nightfever in Fulda statt. Der Impuls zur Initiative in der Stadt des Heiligen Bonifatius kommt vom Kongress „Freude am Glauben“, der in seiner elfjährigen Geschichte siebenmal in Barockstadt tagte. „Mehrere Leute hatte damals Nigthfever on Tour in der Stadtpfarrkirche erlebt und waren begeistert“, berichtete Helene Haubs, Mitglied des sechsköpfigen Kernteams von Nightfever Fulda. „Dieses Feuer des Glaubens wollten wir dauerhaft in Fulda erleben“, so Haubs.

So fand am 2. Dezember 2011 das erste Nightfever statt, zu dem Weihbischof Karlheinz Diez als Zelebrant und Kaplan Andreas Süß, der Initiator der Nightfever-Bewegung, kamen. „Die Resonanz war durchweg positiv. Wir waren überrascht, dass sich so viele Menschen auf der Straße haben ansprechen lassen und in die Kirche gekommen sind. Das bestätigt auch unsere Ortswahl“, so Helene Haubs. Die Organisatoren wählten die Heilig-Geist-Kirche aus, da sie direkt zwischen dem Kino und dem Kneipenviertel Fuldas liegt. Von außen ist die ehemalige Spitalskirche aus dem 18. Jahrhundert eher unscheinbar in die Häuserzeile eingefügt. Noch heute ist das Heilig-Geist-Seniorenzentrum in den Gebäudekomplex integriert.

Dort finden die Jugendlichen für die Katechese am Nightfeverabend in einen Gruppenraum Platz. Die spätbarocke Kirche wurde in den vergangenen Jahren aufwendig saniert und ist daher eine Freude für jeden Besucher. „Wir möchten mit unserer Initiative gerade ein Angebot für Menschen schaffen, die der Kirche fern stehen“, sagte Helene Haubs. „Ich glaube viele schätzen die ungezwungene Atmosphäre von Nigthfever: sie können kommen, bleiben und gehen, wann sie wollen. Außerdem fasziniert die Ruhe.“

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Beim zweiten Nightfever berichtete Adrian Vogler den anwesenden Jugendlichen in der vollbesetzten Kirche, wie er beim ersten Gebetsabend ein Ehepaar von der Straße einlud. „Der Mann sagte, er könne nicht in die Kirche gehen. Er war vor einer Woche aus der Kirche ausgetreten“, so der Jugendliche. „Ich lud ihn dennoch ein, da die Kirche für alle Menschen offen sei. Nach einigem Zögern gingen sie hinein. Am Ende kam der Mann bei mir vorbei und bedankte sich für die Einladung zu diesem besonderen Gottesdienst“, so Adrian Vogler in der Heilig-Geist-Kirche. Auf Initiative des Kernteams kam Professor Dr. Cornelius Roth zum zweiten Nightfever. Der Regens des Fuldaer Priesterseminars, der bereits mehrfach auf Weltjugendtagen war, bedankte sich für die Einladung und sagte am Beginn seiner Ansprache: „Ich bin überzeugt, Nightfever ist die Zukunft der katholischen Jugendgottesdienste. So habe ich die Initiative kürzlich erst bei einem Treffen mit evangelischen Studenten vorgestellt“, sagte Cornelius Roth und hatte damit die Aufmerksamkeit der rund 200 Jugendlichen auf seiner Seite. In seiner Predigt legte Roth das Evangelium vom ersten Fastensonntag aus. Er stellte zunächst die Wüste als den Schauplatz der Erzählung im Markusevangelium vor. Sie sei im Alten Testament für das Volk Israel sowohl der Ort der Gottesbegegnung als auch der Ort des Verzichts und des Murrens gewesen. An diesem ambivalenten Ort bereite sich Jesus sich auf sein Wirken vor und wird in Versuchung geführt.

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„Die erste Versuchung des Teufels mit Brot steht heute für den Konsum von materiellen Dingen“, erklärte Roth. Der Vorsatz in der Fastenzeit zum Verzicht müsse aber weiter führen: „Aus dem Weniger muss ein Mehr werden. Ein Mehr an Leben für Christus“, so Roth. Dabei reagiere Jesus in der ersten Versuchung nach Matthäus auf die Aufforderung des Teufels mit einem Schriftzitat. Diese Weisheit übernahmen später auch die Wüstenväter, die gegen die verschiedenen Versuchungen das Wort Gottes lasen. Den Jugendlichen empfahl Roth: „Nehmt euch in der Fastenzeit täglich 15 Minuten Zeit, um in der Heiligen Schrift zu lesen. Dann wird aus dem reinen Verzichten ein Mehr für die Begegnung mit Gott.“

Die zweite Versuchung stelle die Ehre in den Mittelpunkt der Betrachtung, so Roth weiter. Das Entscheidende dabei sei, nicht die Ehre der Menschen zu suchen, sondern Gott zu ehren. Das könne auch bedeuten, für die Sache des Glaubens und der Kirche belächelt zu werden, wie es auch bei Nightfever in einigen Gesprächen auf der Straße vorkomme. Auch die Medien übten häufig Kritik an der Kirche. „Aber wir haben einen Trost. Heißt es doch in der Schrift: Ehre sei Gott und Friede auf Erden. Wir müssen also erst Gott die Ehre geben, damit wirklich Friede auf Erden herrscht.“

Mit der dritten Versuchung leitete Cornelius Roth in die spätere Anbetung über. „Prüft heute und in der Fastenzeit die Frage: Wer ist Herr in meinem Haus? Was hat Macht über mich?“, fragte Roth die Jugendlichen. Er riet ihnen, die Macht Gottes vor dem Allerheiligsten zu erfahren und sich von Jesus bemächtigen lassen. „Geht in diesen 40 Tagen in die innere Wüste mit Christus und sucht die Begegnung mit ihm. Versucht das Evangelium Jesu zu verstehen, wie es jemand mal auf sieben Worte zusammengefasst hat: Gott ist da und er liebt dich. Wer das versteht und verinnerlicht, für den ändert sich nur ein Wort: Gott ist da und er liebt mich.“, sagte Cornelius Roth zum Abschluss seiner Predigt.

Das nächste Nightfever in der Heilig-Geist-Kirche Fulda findet am 27. April statt. Weitere Informationen unter http://fulda.nightfever-online.de

Text: Sebastian Pilz. Fotos: Paul Kowalski